(Newsletter 2012-02)
Die gegenwärtigen Krisen der globalen Wirtschaft, sowie im ökologischen Bereich verlangen dringend nach einer neuen Weltordnungspolitik, die auf mehr Gerechtigkeit weltweit abzielt. Die bisherige Antwort auf die neuen Herausforderungen der voranschreitenden Globalisierung war weithin unzureichend. Weder gelang es, die gigantisch aufgeblähten Finanzmärkte in den Griff zu bekommen, noch die wachsenden Unterschiede zwischen Reich und Arm einzuebnen. Gravierend ist auch das Fehlen eines globalen Konsenses in Umweltfragen, und damit hinsichtlich der Eindämmung der drohenden Erderwärmung und der damit verbundenen sozialen Probleme (Migrationen etc.). Die alten Strukturen der internationalen Ordnung, wie sie nach dem 2. Weltkrieg entwickelt wurden, werden den zeitgenössischen Verhältnissen über weite Strecken nicht mehr gerecht – und neue sind nur ansatzweise in Sicht.
Für die Errichtung einer derartigen internationalen Ordnung und die Verwirklichung höherer Gerechtigkeitsstandards weltweit kommt den religiösen und ethischen Gemeinschaften eine zentrale Rolle zu. Denn es braucht nicht zuletzt eines Religionen und Weltanschauungen übergreifenden Konsenses hinsichtlich fundamentaler ethischer Prinzipien und damit der Leitwerte, die für diese neue Ordnung verbindlich sind, wie sie durch das Projekt Weltethos thematisiert werden. Die zeitgenössischen Krisen werden nur dann bewältigt respektive entschärft werden können, wenn ethische Grundhaltungen global anerkannt und realisiert werden, die alle religiösen und nicht-religiösen Menschen als verpflichtend ansehen. Auf einer derartigen gemeinsamen ethischen Grundlage können dann die wichtigen Einzelfragen wie gewaltfreie Konfliktlösung, weltweite Gerechtigkeit, gegenseitiger Respekt sowie Solidarität mit den Armen, Recht- und Hilflosen behandelt werden. (Ingeborg Gabriel)
Keine neue Weltordnung ohne ein Weltethos
(Erklärung zum Weltethos)