Was bedeutet Ethik? Wie kann man den Begriff Kindern erklären?
Mit einfachsten Worten gesagt, ist Ethik die Frage nach dem guten Handeln. Hier verstehen wir gut im Sinne von moralisch richtig. Wir Menschen treffen unzählige Entscheidungen täglich – viele davon automatisch. Manche jedoch sind wohl überlegt: wir wollen uns richtig entscheiden. Wir wollen gut leben und handeln.
Wenn wir also das gute Handeln ins Zentrum ethischer Überlegungen stellen, so können wir mit Kindern wunderbar darüber philosophieren, was das bedeutet.
Nachdem ich viel und gerne mit Kindern unterschiedlichen Alters philosophiere, weiß ich, dass bereits junge Menschen großes Interesse haben, lebensnahe Themen zu besprechen. Relevante Fragen diesbezüglich sind z.B.: Was bedeutet gut für mich? Warum ist es wichtig, dass ich mich entsprechend verhalte? Warum sollen sich andere Menschen gut verhalten? Welches Verhalten wäre gegenüber anderen Menschen, Tieren und unserer Umwelt wünschenswert? Welche Gründe gibt es dafür? Was kann ich zu einem guten Leben beitragen?
Jedes philosophische Gespräch mit Kindern ist so einzigartig, wie die Persönlichkeiten, die sich einbringen mit ihren individuellen Gedanken und Erfahrungen. Die Kinder bilden Thesen, suchen Beispiele, um sie zu belegen und widerlegen diese innerhalb der Forschergemeinschaft. Die Forschergemeinschaft ist die Gruppe der Kinder, die sich forschend einem Thema widmet. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sollen sich eigenständig denkend, selbsttätig und gestaltend erleben.
Auf der Suche nach dem „guten Handeln“ stoßen die Philosophierenden oft von selbst auf die sogenannte „Goldene Regel“ („Was du nicht willst, dass man dir tu‘, das füg‘ auch keinem anderen zu.“). Für den Weltethos-Gedanken ist sie von zentraler Bedeutung. Wir kennen sie in verschiedenen Sprachen, auch in gereimter Form. In allen Weltreligionen und in verschiedenen philosophischen Theorien lässt sie sich ebenfalls nachweisen.
Ethisch richtig handeln zu wollen, bedeutet, zu reflektieren und bewusst gut zu entscheiden. Dafür gibt es allerdings kein Patentrezept. Nicht umsonst gibt es zahlreiche ethische Dilemmata, die mit Schulkindern diskutiert werden können. Ich erlebe junge Menschen meist höchst motiviert, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Insofern bin ich überzeugt, dass ein einladender Ethikunterricht und der frühe Zugang zu ethischer Bewusstseinsbildung junge Menschen dazu ermutigt, sich Gedanken zu machen und sie inspiriert, gut zu handeln.
(Sandra Kaeßmayer)
Ohne eine ethische Grundorientierung vermag (der Mensch) kaum, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden.
(Erklärung zum Weltethos)