„Ich habe das Recht, die Aussage zu verweigern!“ „Ich habe das Recht auf bezahlten Urlaub!“ usw. Uns Menschen fällt es beileibe nicht schwer, Rechte einzufordern. Und es ist auch ein Segen, dass wir das dürfen. Unzählige Menschen waren rechtlos, Leibeigene, Sklav*innen. Erst vor gut 230 Jahren, am 26. August 1789, wurden von der französischen Nationalversammlung erstmals allgemeine Menschenrechte verkündet, unter anderem das Recht auf Freiheit, Eigentum, Sicherheit, sowie darauf, vor dem Gesetz gleich zu sein – ausgenommen die Frauen.
In einer stark individualistischen Lebenswelt fällt es vielen Menschen schwerer, Pflichten zu übernehmen. Das Wort „Pflicht“ kann Reaktanz auslösen und wurde nur zu oft missbraucht. Beispielsweise habe auch Rudolf Höss, Kommandant in Auschwitz, „nur seine Pflicht“ getan. Aber: Menschenrechte können nur dann realisiert werden, wenn Menschen willens sind, Verpflichtungen einzugehen, damit die Mitmenschen ihre Rechte auch wahrnehmen können.
1997 veröffentlichte der InterAction Council ehemaliger Staats- und Regierungschefs eine „Allgemeine Erklärung der Menschenpflichten“. Maßgeblich inspiriert wurde sie vom Projekt Weltethos des vor kurzem verstorbenen Hans Küng, der die insgesamt 19 Artikel auch ausformulierte. Jeder Mensch habe die Pflicht, die Würde aller Menschen zu schützen, eine friedlichere Gesellschaftsordnung zu fördern, unnötige Konflikte zu vermeiden und unsere Lebensgrundlagen auch für nachkommende Generationen zu bewahren, des weiteren
Zu den Erstunterzeichnern dieser Erklärung zählen hochrangige Politiker wie Helmut Schmidt, Jimmy Carter, Giscard d’Estaing, Schimon Peres., Franz Vranitzky etc. Bedauerlicherweise ist diese Erklärung von der UNO noch nicht offiziell proklamiert worden, obwohl sie in der Schreibtischlade jedes UN-Generalsekretärs liegt.
Eigentlich wäre es so leicht, unsere Welt friedlicher und menschlicher zu gestalten. Warum ist es dann doch so schwer?
(Anton Bucher)