Zunächst stellt sich die Frage, was diese beiden Themen überhaupt miteinander zu tun haben. Wird der Sport nicht immer unethischer? Es scheint sich nur mehr um das Geld zu drehen, man denke an die immens großen Transfersummen im Fußball sowie die astronomisch anmutenden Gelder, die einzelne Personen nach siegreichen Spielen oder durch geschickte Selbstvermarktung verdienen. Damit hängt natürlich auch das Thema Betrug zusammen: Man will um jeden Preis gewinnen, das klassische „Dabeisein ist alles“ scheint keine Rolle mehr zu spielen.
Die Liste an moralischen Verfehlungen im Sport, sowohl individuell als auch systemisch bedingt, ließe sich fast unendlich fortsetzen. Doch nun kommt Ethik ins Spiel: Zunächst sei betont, dass der Appell an moralisch vorbildliches Handeln nur dann sinnvoll ist, wenn der Mensch einen freien Willen hat, mit anderen Worten: sowohl zum Guten als auch zum Bösen fähig ist – wobei dann die Folgefrage zu klären wäre, was gut und böse ist, aber das muss im Einzelfall jeweils geklärt werden. Und gerade weil der Mensch über einen freien Willen und damit über Verantwortung verfügt, ist es wichtig, den Menschen entsprechend, d.h. über die wichtigsten ethischen Richtlinien zu informieren, eben ethisch zu bilden.
Besonders hilfreich sind hier auch die ursprünglichen Gedanken zum Thema Sport, wie der Pädagoge und Pionier der modernen Olympischen Spiele, Pierre de Coubertin, sie verstanden hat. Ihm geht es um eine beständige Arbeit an einem selbst, um Selbstvervollkommnung, soweit dies überhaupt möglich ist – und zwar körperlich, charakterlich und spirituell. Dazu passt gut das Anliegen des Projekts Weltethos, das sowohl die individuelle als auch die soziale Dimension von moralischem Handeln, verbunden mit einer entsprechenden Haltung, einem Ethos, betont.
Wenn gemeinsam Sport betrieben, trainiert, gespielt, gewonnen und auch verloren wird, stärkt das die Gemeinschaft. Es werden darüber hinaus Gewalt, Hass und Diskriminierung verhindert bzw. diesen vorgebeugt.
In letzter Zeit häufen sich daher Untersuchungen über mögliche Kooperationen von Ethikunterricht und Sport in seinen vielen Facetten. Da Sport ein wesentliches Thema vieler junger Menschen ist, sollte die Chance, damit auch Ethik zu vermitteln, genützt werden!
(Paul R. Tarmann)