Das Projekt Weltethos als neues Narrativ

Musik als Beitrag zur ethischen Bewusstseinsbildung
22. September 2024

Das Projekt Weltethos als neues Narrativ

„Unsere Welt geht durch eine fundamentale Krise: eine Krise der Weltwirt­schaft, der Weltökologie, der Weltpolitik. Überall beklagt man die Abwesen­heit einer großen Vision, den erschreckenden Stau ungelöster Probleme, die politische Lähmung, nur mittelmäßige politische Führung ohne viel Einsicht und Voraussicht und allgemein zu wenig Sinn für das Gemeinwohl. Zu viele alte Antworten auf neue Herausforderungen.“Diese Worte beschreiben sehr eindringlich die aktuelle Weltlage – einen bedrohlichen Zustand der Welt, wie wir sie heute empfinden – und doch stammen sie aus dem Jahr 1993(!), da es sich um ein Zitat aus der damals verabschiedeten Erklärung zum Weltethos handelt. Fast scheint es, als sei die Zeit – was die Häufung katastrophaler Meldungen angeht, auf „stand by“ geschaltet. In Bezug auf den Klimawandel titelte GEO vor vier Jahren: Fünf vor zwölf ist es doch schon seit 50 Jahren!

Ähnliches kann auch über andere Themen gesagt werden, welche die Welt bedrohen. Auch sie beschäftigen uns schon seit mindestens 50 Jahren: die bedrohlich wachsende Armut, die inzwischen auch Länder erreicht hat, in denen dies vor 50 Jahren noch unvorstellbar war. Oder das Wachstum politischer Instabilität in vielen Regionen der Welt, sowie in anderen Regionen die Zunahme eines Populismus, der die Sicherheit und Frieden suchenden Gesellschaften in aggressiver Form spaltet bzw. trennt, und ihre Mitglieder in Existenzängste versetzt. Angst bereitet auch die erneute Bedrohung durch Atomwaffen, die für einige Zeit bewältigt schien, sowie die wachsende Zahl an Kriegen, deren Waffen unvergleichliche Gewalt entfesseln.

Eine neue, sehr ernstzunehmende Bedrohung stellt das sog. „neue Unnormal“ dar: Fakten werden immer schwerer von Fakes unterscheidbar. Somit wird unsere Fähigkeit geschwächt, Lösungen für die großen Probleme unserer Zeit zu entwickeln und anzuwenden: laut Peter Carstens (GEO) „ein Zeichen des ver-rückten Zustandes der Welt.“

Die Situation hat sich dermaßen verschärft, dass der UNO-Generalsekretär, António Guterrez, die Forderung nach einer neuen Weltordnung erhoben hat … ein Anliegen, mit dem sich auch die „Erklärung zum Weltethos“ befasst hat. Nachdem an dieser immerhin mehr als 6500 Menschen aus 125 Religionen und religiösen Traditionen beteiligt waren, stellt sie eine herausragende Grundlage für eine neue Weltordnung dar. Es sei jedem empfohlen, sich intensiv mit ihr zu  befassen und auf deren Verwirklichung hinzuarbeiten.

(Amena Shakir)

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