Interkultureller und interreligiöser Dialog

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Interkultureller und interreligiöser Dialog

Ein von Anfang an vorhandener, tragender Grundgedanke des Weltethos-Projekts von
Hans Küng (1928-2021) lag und liegt darin, das verbindende Gemeinsame in größeren
und kleineren Religionen bzw. ethischen Traditionen zu suchen und möglichst verständlich
darzulegen. Dazu brauche es, laut Küng, Grundlagenforschung und interreligiösen Dialog.
Letzterer wurde von der Initiative Weltethos Österreich auf einen interkulturellen Dialog
ausgedehnt, da ein ernsthafter Dialog darüber hinaus positive Impulse für alle bieten kann.
Er gibt uns kostbare Chancen, etwas Relevantes über uns selbst und über Andere zu
erfahren. Ein gelingender interkultureller Dialog kann nachhaltig tragfähige Beziehungen
und eine tiefergehende Akzeptanz dafür schaffen, dass es bei aller Gemeinsamkeit auch
deutliche Unterschiede und insgesamt eine Vielfalt gibt. Gemeinsamkeiten und
Unterschiede auszuloten und dabei bei aller Dynamik zu realistischen Einschätzungen zu
gelangen, ist für jeden ernsthaften Dialog eine gewisse Herausforderung.
Das Entwickeln von Akzeptanz – in verschiedenen Bereichen – kann unter Umständen als
ein sehr deutlicher Veränderungsprozess ablaufen, wie ihn der britisch-indische
Biowissenschaftler John B. S. Haldane gegen Ende seines Lebens einmal sehr pointiert
und zugespitzt so beschrieben hat: “Ich nehme an, der Akzeptanzprozess wird die
üblichen vier Phasen durchlaufen: 1. Das ist wertloser Unsinn, 2. Das ist eine interessante,
aber perverse Sichtweise, 3. Das ist zwar wahr, aber ziemlich unwichtig, 4. Das habe ich
schon immer gesagt“ (1963, Journal of Genetics 58, 464).
Im Dialogforum Ethik der Initiative Weltethos Österreich (IWEO), dem die Vertreterinnen
und Vertreter religiöser und säkularer Traditionen und der Politikwissenschaft angehören,
wird derzeit überlegt, welche Art und Form des Dialogs – nach umständehalber langen
Phasen eines eher virtuellen Austauschs per E-Mails – dem grundsätzlichen Anliegen des
Dialogforums, die Erklärung zum Weltethos in konkreten, gesellschaftlich relevanten
Fragen nach Möglichkeit in gemeinsamen Stellungnahmen gedanklich weiterzuentwickeln
bzw. zu konkretisieren, besonders gut gerecht werden kann. Das gelingt wahrscheinlich
am besten (wieder) in direkten persönlichen Gesprächen und Begegnungen.
(Wilfried Apfalter)

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