Die rund 5.000 Jahre alte chinesische Kultur war lange Zeit geprägt vom Schamanismus, in dessen Zentrum die Ahnenverehrung und Riten standen. Erst im 6. Jahrhundert v. Chr. beginnt mit dem Auftreten von Weisheitslehrern der Chinesische Humanismus. Es ist der Übergang von magischer Religiosität zur Rationalität, in deren Mittelpunkt der Mensch und dessen ethische Entscheidungen stehen. Der berühmteste Vertreter ist Konfuzius. Als Gegenbewegung entsteht in dieser Zeit aber auch der Daoismus, eine philosophisch-mystische Lehre vom Dao, dem Weg, dem Urgesetz und Urgrund allen Seins, worin der Mensch eingebettet ist und mit dem er in Harmonie leben soll. Inspiriert wurde diese Lehre von der Weisheitsschrift Daode jing, die Laozi zugeschrieben wird. Es wurde später daraus eine religiöse Bewegung, die viele Elemente aus der alten chinesischen Religion wieder aufnahm.
Im Zentrum der Lehre des Konfuzius jedoch steht das wahrhaft Menschliche. Unter Menschlichkeit versteht sie Zuwendung, Güte, Wohlwollen, Gegenseitigkeit als gegenseitige Rücksichtnahme. Nach dieser Grundnorm lässt sich für alle gültig Gut und Böse unterscheiden. Gut ist für den Menschen, was ihm hilft, wahrhaft Mensch zu sein. Der Mensch soll sich als Einzelner oder in der Gemeinschaft, human verhalten in Bezug auf den Mitmenschen, die Gesellschaft und die Natur. Konfuzius soll gesagt haben, es gebe nur zwei Wege: Menschlichkeit oder Unmenschlichkeit.
Die Konfuzianischen Tugenden sind daher:
- Ein- und Unterordnung
- (Mit-) Menschlichkeit
- Pflichterfüllung
- Wissen um das Rechte
- Gegenseitigkeit, Toleranz
- Ehrfurcht, Erfüllung der Kindespflichten
Wie der Weg zur vollmenschlichen Entfaltung aussehen soll, ist den Gesprächen des Konfuzius zu entnehmen:
„Mit fünfzehn hatte ich mich zum Lernen entschlossen,
mit dreißig stand ich fest,
mit vierzig war ich frei von Zweifeln,
mit fünfzig erkannte ich den Willen des Himmels,
mit sechzig war ich immer noch lernbegierig,
mit siebzig konnte ich den Wünschen meines Herzens folgen, ohne gegen das Rechte zu verstoßen“
Es gibt etwas 1,4 Milliarden Chinesen. Die meisten von ihnen, sofern sie nicht areligiös sind, praktizieren eine oder mehrere der drei traditionellen Lehren.